Organisationen in der Weiterbildung – Selbstbeschreibungen und Fremdbeschreibungen

In einem empirischen Forschungsprojekt auf der Basis der Systemtheorie werden Weiterbildungsorganisationen untersucht und deren besondere Typik und Funktionslogik ermittelt. Die Forschung erschließt aus der spezifischen Funktion und Leistung der Weiterbildungsorganisationen für die Gesellschaft und der empirischen Analysen von organisationalen Selbstbeschreibungen Grundlinien einer allgemeinen Theorie der Form der Weiterbildungsorganisation.

Das Projekt geht von der systemtheoretischen Annahme aus, dass Organisationen ihre je besondere Identität über Selbstbeschreibungen ausbilden. Solche Selbstbeschreibungen sind daher die empirische Datenbasis der Analysen der Projektgruppe. Aus der Analyse und Rekonstruktion der Selbstbeschreibungen wurden bisher 10 sogenannte habituelle Organisationstypen abgeleitet: die familiäre, die dienende, die narzisstische, die funktionale, die souveräne, die sinnliche, die subversiv-aufklärerische, die kultivierende, die standardisierte und die gewinnbringende Organisation. Diese Organisationstypen werden in ihrem jeweiligen Verständnis des Verhältnisses von Organisation und Bildung sowie in ihren Lehr-Lern-Prozessen, ihrer Kundenkommunikation, ihrer Evaluation der Bildung, ihrem Controlling und ihrem Personalmanagement dargestellt. Die genannten organisationalen Identitäten korrespondieren durch strukturelle Kopplungen über generalisierte Kommunikationsmedien mit den entsprechenden Identifikationen der jeweiligen Organisationsmitglieder.

Innovativ ist auch die im Projekt entwickelte empirische Forschungsmethode auf der Basis der Systemtheorie, die ihren methodologischen Ausgangspunkt bei Niklas Luhmanns Überlegungen zum Verhältnis von description und redescription nimmt. Die Dekonstruktion der organisationalen Selbstbeschreibungen und ihre Rekonstruktion in wissenschaftlichen Fremdbeschreibungen aus einer Beobachterperspektive zweiter Ordnung wird dabei kombiniert mit einem diskursanalytischen Vorgehen nach Michel Foucault.

Literatur:

Rainer Zech, Claudia Dehn, Katia Tödt, Stefan Rädiker, Martin Mrugalla, Jürgen Schunter (2010): Organisationen in der Weiterbildung. Selbstbeschreibungen und Fremdbeschreibungen. Wiesbaden: VS-Verlag

Jürgen Schunter, Rainer Zech (2013): Typen struktureller Kopplung von Organisation und Partizipation als Voraussetzung der Partizipation von Mitarbeitenden an organisationalen Prozessen. In: Weber, Susanne Maria; Göhlich, Michael; Schroer, Andreas; Fahrenwald, Claudia; Macha, Hildegard (Hrsg.): Organisation und Partizipation. Beiträge der Kommission Organisationspädagogik. Wiesbaden 2013: Springer VS, S.115-123