Evaluation sozialer Modellprojekte

Evaluation des Modellprojekts „Demokratieladen Anklam“

Zum 01. Logo_Demokratieladen_AnklamJuli 2007 wurde durch die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine Initiative zur Stärkung der zivilgesellschaftlichen Teilhabe in der Region Ostvorpommern eingerichtet. Aus dieser Initiative ist 2011 der Demokratieladen Anklam hervor gegangen, dessen inhaltliche und organisatorische Tragfähigkeit ArtSet im Jahr 2013 evaluiert hat.

Evaluationsmethode: Leitfadengestützte Interviews mit Expert/innen

In einem Forschungsfeld wie der Demokratieförderung durch soziale Organisationen, in dem eindeutige Kausalitätsbeziehungen zwischen Maßnahmen und Wirkungen schwer herstellbar sind und exakte, quantifizierbare Maße kaum zur Beantwortung von Fragen nach Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Projekten und Initiativen heranzuziehen sind, sind qualitative Evaluationsverfahren in der Regel eher in der Lage, aussagefähige Daten zu liefern als quantitative. Das liegt u.a. daran, dass sich qualitative Verfahren wegen ihrer nur begrenzten Standardisierbarkeit leichter situativ anpassen lassen und damit stärker den in der Datenerhebungssituation gemachten Erfahrungen und gesammelten Erkenntnissen gerecht werden können.

So können z.B. leitfadengestützte Interviews in der Gesprächssituation selber durch vertiefende, individuell angepasste weitere Fragen variiert und die Aussagefähigkeit der Daten dadurch gesteigert werden. Zudem lässt dieses Instrument die notwendige Offenheit des Forschungsprozesses zu, da zum Zeitpunkt des Entwurfs der Evaluationsinstrumente aufgrund der Komplexität des Forschungsfeldes und des zum Teil eher als Meta-Fragestellungen aufzufassenden Erkenntnisinteresses des Auftraggebers keine vollständige Sicherheit darüber herrschen konnte, ob vorab formulierte Fragestellungen alle wesentlichen Aspekte erfassen. So konnten weitere relevante Aspekte in der Gesprächssituation selber vertiefend untersucht werden.

Aspekte wie Vernetzungsfähigkeit und Vernetzungsgrad sowie Nachhaltigkeit und Entwicklungspotential lassen sich zudem besser einschätzen, wenn selber im Rahmen des Forschungsfeldes aktive Personen befragt werden. Aus diesem Grund waren leitfadengestützte Interviews mit elf Expertinnen und Experten das Mittel der Wahl.

Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen der Evaluation wurden 2014 in prozessbegleitenden, von ArtSet konzipierten und durchgeführten Workshops operationalisiert, vereinbart und umgesetzt.

 

Evaluation des Modellprojekts „Bürgermut tut allen gut“ – Nachbarschaften gegen häusliche Gewalt

Das über zwei Jahre angelegte Projekt (01.01.2011 – 31.12.2012) verfolgte das übergeordnete Ziel, von häuslicher Gewalt Betroffenen Hilfestellungen und Sicherheit durch erlebte Solidarität in ihrem sozialen Umfeld zu bieten. Das Thema häusliche Gewalt soll im Alltagsleben ansprechbar, entstigmatisiert und enttabuisiert werden. Dass dies gelungen ist, zeigt die Projektdokumentation mit der von ArtSet erarbeiteten Evaluation.

Nachbarschaften sollten befähigt werden, den Opfern häuslicher Gewalt Hilfe und Ermutigung zu geben, das heißt ihnen sollten konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Bedarfsfall aufgezeigt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Bereitschaft steigt, die individuelle Gewalterfahrung öffentlich zu machen, da sich ein (individuelles und kollektives) Unrechtsbewusstsein in Bezug auf häusliche Gewalt entwickelt hat. Häusliche Gewalt wird nicht länger toleriert, sondern ihr wird in den Nachbarschaften aktiv begegnet. Im Rahmen dieses Projekts wurde das ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V. mit der wissenschaftlichen Begleitung – der formativen und summativen Evaluation – beauftragt. Weitere Informationen zum Modellprojekt finden Sie hier.

Ziele und Vorgehensweisen bei der Evaluation

Ziel der Evaluation war es, die für eine Bewertung der Wirksamkeit des Projekts relevanten Daten zu ermitteln und daraus Rückschlüsse sowohl während der Projektlaufzeit als auch nach Projektabschluss zu ziehen. Folgende Entscheidungen wurden getroffen, um die Evaluation so ökonomisch wie nötig und so umfassend wie möglich zu gestalten:

  • Besonderer Fokus lag auf der Schlüsselzielgruppe der Multiplikator/innen, von der der Projekterfolg erwartungsgemäß maßgeblich abhängen wird. Wegen der Schlüsselfunktion dieser Interessensgruppe wurden die erhobenen Daten nicht nur zum Projektabschluss, sondern auch zur Mitte der Projektlaufzeit analysiert und Handlungsempfehlungen aus den Analysen abgeleitet.
  • Darüber hinaus wurden Bewohner/innen anlässlich von Haustürgesprächen befragt bzw. ihr Verhalten in einem Protokollbogen notiert. Diese Art der Befragung bzw. Protokollierung wurde auch bei den so genannten Küchentischgesprächen eingesetzt. Die während der Projektlaufzeit erhobenen Daten wurden vollumfänglich zum Projektabschluss schriftlich ausgewertet. Um relevante Entwicklungen bzw. Abweichungen von den Zielen erkennen zu können, wurden die Rückläufe von ArtSet kontinuierlich überprüft und die Prüfergebnisse bei Bedarf an die Projektmitarbeitenden zurück gemeldet.
  • Quantitativen Verfahren (standardisierten Frage- bzw. Protokollbögen) wurde wegen der unaufwändigeren Auswertbarkeit der Vorzug gegeben gegenüber qualitativen Verfahren.
  • Vorbereitung (also Erstellung der Frage- bzw. Protokollbögen) und Nachbereitung (Analyse und Ableitung von Handlungsempfehlungen) der Evaluation wurden von ArtSet geleistet; die Erhebung der Daten nahmen die Projektmitarbeitenden vor.